diesen teil hab ich noch nicht umgestellt, er wird von unten nach oben gelesen. 

 

...da ging ein eintrag verloren. das kommt leider immer wieder vor, dass ich zwei oder drei stunden lang im internetkaffee sitze, im eifer des geschreibsels natuerlich vergesse, zwischendrin mal abzuspeichern, und wenn ich dann auf "veroeffentlichen" druecke, bricht die verbindung zusammen und alles ist weg. dann werd ich weiss vor wut, beisse grosse stuecke aus der tastatur und werde des saales verwiesen. warum jetzt einfach acht tage mitsamt der bilder verschwunden sind, ich weiss es nicht. muss ich versuchen, einigermassen zu rekonstruieren.

also: erzurum haengt uns dann doch irgendwann zum halse raus. wir beantragen unser iranvisum montagmorgen, rennen dann taeglich ein oder zweimal im konsulat vorbei und werden immer auf spaeter vertroestet. donnerstag und freitag sind im iran feiertage, samstag und sonntag in der tuerkei. da geht also eh nix. deshalb fahren wir donnerstag frueh weiter, nach dogubayazit, um von dort aus mit dem bus zurueckzukommen. wird psychisch eine harte etappe.

die gegend ist sehr arm, das sehen wir, wenn wir die doerfer abseits der hauptstrasse durchfahren. oft nur ein paar haeuser, vier waende, balken, bretter und erde drauf, fertig. in die ebene gestreut oder an die felsen gelehnt.

die leute hier sind zumeist hirten, ueberall viehherden, rinder, schafe, ziegen wohin das auge blickt. 

der mist wird in den doerfern gesammelt, flach ausgestrichen zum trocknen, dann zu ziegeln ausgestochen und zu pyramiden aufgeschichtet, die wiederum mit mist verputzt werden. brennmaterial fuer die harten winter, fuer diejenigen, die nict ins tal abwandern. jetzt die preisfrage: wer verrichtet diese recht muehsame arbeit? A. vor allem maenner   B. ueberwiegend frauen.

wenn wir in ein dorf kommen (oder noch schlimmer, in eine abendliche kleinstadt, wo alle aufs fastenbrechen warten), werden wir sofort umzingelt und es wird gnadenlos auf uns eingefragt. bei den kindern faengt das nett an, viele von ihnen sind zucker, aber dann werden einige sehr distanzlos und fordernd, im end muessen wir sie wegjagen.

meist fragen sie auch nicht mehr: what is your name, where do you come from, verheiratet (kicher), lieblingsfussballmannschaft? sondern rufen nur noch moneymoney. auch bei den erwachsenen haben wirs manchmal eher schwer, sie ruecken uns zu nah auf die pelle, es kommt zu missverstaendnissen. wir fragen, ob wir unser zelt hier aufstellen koennen. klar, kein problem! als dann alles steht: also da auf keinen fall, fuenfzig meter weiter gerne. so halt, nix schlimmes, aber nach einem tag auf dem rad. dann kassieren wir noch zwei steinwuerfe von hirtenbuben, und aus anderen radreiseberichten wussten wir, das das hier (und eigentlich nur hier) immer wieder vorkommt. sie treffen uns nicht mal richtig, aber die geste zaehlt...

damit das nicht falsch rueberkommt: wir haben weiterhin sehr nette begegnungen, werden umsorgt und zum lecker fastenbrechen mit hausgemachten baklava eingeladen, ein imam zerrt uns beinahe aus dem zelt, weil wir bei ihm im wohnzimmer viel bequemer schlafen koennen. und es koennte ja regnen.

dann gibts noch ein hotel wie eine filmkulisse. in dem landen wir, weil wir zum erstenmal einen zeltplatz wieder abbrechen. hatten uns auf einem leerstehenden picknickplatz eingerichtet, der gerade renoviert wird. war uns irgendwie diffus unheimlich, aber wir waren muede und wollten kochen. dann kommt ein anwohner mit dem moped vorbei und warnt uns, hier kaemen nachts, vor allem im ramadan, oft leute zum unmaessigen trinken her, das gaebe wahrscheinlich stress, wir sollten besser woanders hingehen. was wir tun.

absolutes highlight dieser strecke: nach zwanzig kilometern schotterpiste eine heisse schwefelquelle. ideal fuer unsere geplagten muskeln und knochen und noch mehr zum seele streicheln. das wasser wird in becken geleitet, eins fuer maenner, eins fuer frauen, mehrere familienbecken. wir mieten eines und wollen gar nicht mehr raus. koennte so was nicht jeden abend...?

endlich erreichen wir dogubayazit, am fusse des legendaeren ararat. der sich erstmal in geheimnisvollen dunst und nebel huellt, alter effekthascher. am naechsten mittag erst ist er zum fotoshooting bereit: 

der ararat war das zentrum des ur-artaeischen reiches, das die armenier als ihren ursprung ansehen. deshalb ist er auch im zentrum des armenischen wappens zu finden. musste die tuerkei natuerlich dagegen protestieren, der berg liegt ja schliesslich grad noch in der tuerkei. der armenische aussenminister konterte, mond und sterne laegen ja auch nicht in der tuerkei und seien dennoch in ihrem wappen zu finden. gefaellt mir gut.

in dogubayazit steht auch sehr malerisch das "neuschwanstein der tuerkei", der palast eines maechtigen kurdischen paschas, der von seldschukisch bis barock die verschiedensten bauepochen durchgemacht hat. ein traum von einem schloss, koenig ludwig wuerd sich blass aergern vor neid. eine schneeweisse, filigrane kapelle im zentrum, licht, fast schwebend. die schlosskueche, schwarz vom russ der jahrhunderte, mit kuehn verschraenkten wuchtigen boegen. und die wirklich sehr zahlreichen zimmer im harem haben uns auch sehr gut gefallen.

 

am abend dann noch eine begegnung mit der "staatsgewalt". wir sind ja seit tagen im kurdischen teil der tuerkei. und aergern uns ueber die immer staerkere und offensichtlichere praesenz der paramilitaerischen jandarma in ihren gepanzerten fahrzeugen. in jedem dorf mindestens eine stark befestigte kaserne. an die allgegenwart des militaers hatten wir uns schon fast gewoehnt...

wir werden also zum kurdischen fastenbrechen eingeladen, in ein grosses zelt mitten in der stadt, in dem waehrend des ramadans jeden abend ein gemeinsames oeffentliches abendessen stattfindet. (abendessen minus fleisch gleich joghurtsuppe mit reis. aber sehr lecker!). nach dem essen wird fix abgeraeumt, dann gibts filme vom beamer: gelinde gesagt heldenverehrung gefallener kurdische kaempfer aus der region und rekrutierungswerbespots fuer den nachwuchs... nicht so unser ding, fuer unseren geschmack ein bisschen zu militaristisch. wir gehn ein paar strassen weiter, tee trinken. dort werden wir von einigen jungs umstellt, typ: fahrkartenkontrolleure. halten uns ihre geldbeutel hin, sie seien von der polizei. sie aergern sich ein bisschen, weil wir erst ihre karten genau anschauen wollen und den kellner rufen, ob das nicht krankenkassenausweise sind. sie wollen unsere paesse und begleiten uns stilvoll zum hotel. fotografieren die paesse ab und wir bekommen mit, dass es natuerlich darum geht, dass wir im kurdischen zelt waren. hatten wohl angst, wir seien journalisten.

am naechsten tag fahren wir um halb vier mit dem minibus zurueck nach erzurum, visa abholen. das geht dann auch innerhalb von zwei stunden, und am schluss vom konsul persoenlich: "i wish you a happy live!". dann tigern wir ein bisschen rum, zeit rumbringen bis der bus zurueckfaehrt. das essen wird uns schwer. wir verziehn uns in eine ecke und muemmeln vor uns hin. sagt niemand was, aber alle drehn sich um schauen kurz ein zweites mal hin: wie, da isst wirklih jemand was??? macht kein spass! wir brechen fruehzeitig zum busbahnhof auf, der am stadtrand liegen sollte. ist inzwischen aber sieben kilometer ausserhalb, ein richtiges terminal wie am flughafen. dort fragen wir nach unserem bus, und werden von mehreren leuten (und busfahrern) in einen minibus gezerrt. der fahre ins zentrum, dort muessten wir hin. wir fragen immer wieder, wo wir aussteigen sollen, der busfahrer herrscht uns an, wir sollen endlich hinsitzen. am ende, nach einer stunde feierabendverkehr in der innenstadt, landen wir wieder am terminal, fangen streit mit ihm an, der ganze bus beteiligt sich. der letzte fernbus ist jetzt natuerlich weg. auf wundersame weise landen wir dann im auto von irgendwem, des uns irgendwie irgendwo hinfaehrt, wo uns wer anderes in empfang nimmt. ein minibus nach dogubayazit kommt, wir steigen ein und werden von dem anderswer wieder rausgezogen, weiss der himmel wieso. dann kommt wieder einer, das ist dann unserer. gleiche strecke, gleicher preis. wir sind so genervt, obwohl das ja eigentlich ecct toll ist, dass wir weitergereicht werden, bis wir wieder zuhause sind. die busfahrt versoehnt uns auch schnell wieder mit der welt: ein toller busbegleiter (gibts in allen bussen), der erstmal allen koelnisch wasser reicht (fuer haende und gesicht) und dann punkt sonnenuntergang tee und kekse serviert (souveraen mitten in einer schlaglochbaustelle). zu all dem ein film im rauschenden bordfernseher: ein sympathischer, aber trotteliger typ verlieb sich in eine rassige schoenheit. aber: granteliger schwiegervater! er muss erstmal beweisen, dass er was taugt, und geld anschleppen. dann wird gegaunert, geklaut, koffer vertauscht, sich verkleidet und enttarnt, staendig verfolgt, uebereinandergepurzelt, wir koennen simultan uebersetzen, ohne ein wort zu verstehen.  bahn frei fuer iran!

 

06.07.2013 erzurum, tuerkei.    fast 2000 meter hoch, von dreitausendern umgeben. konservativste stadt der tuerkei. in jeder zweiten strasse eine moschee, von prachtvoll bis wellblech alles dabei.

im sommer plus 40, im winter minus 40 grad.  bei etwa 370.000 einwohnern grad mal eine handvoll kioske, wo bier verkauft wird. waehrend des ramadans (der morgen anfaengt!!!) angeblich tagsueber kein einziges geoeffnetes teehaus oder restaurant. wir werden hier oft kritischer angekuckt, wenn wir die terasse eines teehauses betreten, oder vielmehr ich, sirke wird entweder angestarrt, oder es wird quasi durch sie hindurchgeschaut. auch wenn wir uns mit jemandem unterhalten, werd ich angeschaut, obwohl sie spricht. es sind auch viel weniger frauen sichtbar, ein bisschen wie zwei getrennte welten schon. das ist verunsichernd und befremdlich. trotzdem gefaellt uns die stadt selbst besser, als wir erwartet hatten. wir haben ein nettes, kleines, einfaches otel gefunden, mit blick ueber die schraddelige stadt.

sie wurde in den vierzigerjahren von einem erdbeben schwer getroffen, jetzt gibts breite strassen, mit glas und glitzer, dazwischen enge gassen und alles ein bisschen zusammengeflickt, schaebig, aber malerisch. auch innerhalb der stadt immer noch erstaunlich viele ruinen und schutthalden-bauluecken von damals.

die highlights sind seldschukische baudenkmaeler aus dem 11. bis 13. jahrhundert, die beim erdbeben stehengeblieben sind. wir besuchen eine ehemalige koranschule, jetzt museum. sieht schon deutlich nach seidenstrasse aus, gefaellt uns gut!

unser persoenliches highlight: eine baeckerei (schon wieder), in der das hier typische brot gebacken wird: lavaş ekmek. zwei oefen, ein meter tief, 40 durchmesser. unten brennt feuer. die waende gluehen fast. die baecker haben eine mischung aus grillhandschuh und aermel-buegel-brett zum reinschlupfen. da legen sie einen hauchduennen fladen drauf (vom kollegen in der luft gewirbelt) und klatschen ihn an die innenseite des ofens. er bleibt kleben und wird innerhalb von sekunden gebacken. die drei produzieren gemeinsam 300 stueck in der stunde, wenns ganz arg pressiert auch mal 500. und sind nebenbei unglaublich nett und freundlich (wie ueberhaupt viele junge maenner hier, da sind sirke und ich uns einig). und das brot sehr lecker!

dann gibts noch (als wir grad ankommen) einen kleinen prinzen, der nachher beschnitten wird (sein freund macht eine schere-schnipp-schnapp-handbewegung als erklaerung) und dementsprechend ueberdreht ist. kann ich nachvollziehen, ging mir auch mal so... er freut sich ueber unsere raeder, und wir uns ueber sein kostuem. 

die baklava wurden inzwischen abgeloest von 'köme & pestil'. wir hatten uns seit wochen an maulbeer-fruechten gelabt (gibts in weiss oder blau), wenn die baeume grad erreichbar am wegrand standen. das machen alle so, oft halten autos an, alle steigen aus, naschen eine weile und fahren dann weiter. in der gegend zwischen hier und schwarzem meer wird der saft zu sirup eingedickt (alternativ auch traubensaft). dann werden walnuesse auf faeden aufgezogen und das ganze immer wieder in den sirup getaucht, bis eine knubbelige wurst entsteht. sieht aus wie die kerze eines tollpatschigen kleinkindes, das beim sommerferienprogramm ungefragt zum kerzenzieh-kurs angemeldet wurde. schmeckt aber unglaublich lecker und sei auch noch gesund. also, ran an den speck!

 

 

05.07.2013 aşkale, türkei.        

wir sind zwar nicht die neue regierung von irgendwo, aber nach 100 tagen bilanz ziehen, das ist so brauch. deshalb haben wir folgendes postulat verfasst:

1. die erde ist KEİNE scheibe (vorgestern am meer, heute 2450 meter drueber...), sondern:

2. eine furchtbar bobbelige knolle (es ist anstrengend, aber wunderschoen, sich darauf zu bewegen). sie wird

3. bewohnt von klitzikleinen kartoffelkaefern, die

3.1. sich ueberall ausbreiten und niederlassen,

3.2. alles zwanghaft anknabbern muessen und

3.3. anschliessend jeden auch noch so entlegenen winkel vollkacken.

4. diese kartoffelkaefer sind viel netter, hilfsbereiter und freundlicher zu uns kaeferleins auf durchreise, als wir uns das bisher ueberhaupt vorstellen konnten. es ist sehr spannend, die regionalen unterarten dieser kaefer und ihre unterschiedlichen angewohnheiten kennenzulernen.

und fuer die freunde der statistik noch ein paar zahlen: von den 100 tagen sind wir an 66 geradelt, 34 waren ruhetage (das liegt an unserem langen 'istanbul-urlaub'). wir radeln normalerweise 4 bis 6 tage und machen dann ein bis zwei ruhetage, je nach umgebung und muskelkater... durchschnittlich legen wir 80 km am tag zurueck.

so, weiter im fliesstext: ueber einen schweisstreibenden pass gelangen wir in eine immer trockenere und kargere landschaft. im tal ists gruen, die berge sind fast kahl. wie in den alpen lauter sehr kleine, aber dafuer quietschbunte bluemlein, und sehr schoen ausgebleichter orangefarbener mohn.

und auch hier wird ueberall gebaut, die pass-strasse wird ausgebaut, gleichzeitig wird von beiden seiten ein tunnel vorangetrieben. und das, obwohl wie so oft angenehm wenig verkehr auf der bereits jetzt guten strasse rollt.

erdoğan wird uns gegenueber oftmals als DER modernisierer von infrastruktur und wirtschaft gelobt, die ideologische komponente seiner politik ist kein thema. von der bekommen wir z.b. in wirklich fast jedem dorf einen blitzenden moschee-neubau zu sehen, auch wenn da schon eine steht oder nur eine handvoll leute im dorf wohnen.

wir profitieren insofern davon, als es bei allen moscheen waschgelegenheiten gibt. da werden wir oft auch freundlich hinverwiesen, wenn wir nach wasser oder tuvalet fragen, oft sind das die einzigen klos, und es gibt trinkwasser. sind wir sehr froh darueber.

und weil die türkei ja ein leidenschaftliches picknick-land ist, gibts in jeder kleinstadt ein 'piknik alani'. oeffentliche piknikplaetze mit wasser, pavillons, toiletten, brunnen, spielplatz, baeumen und meist auch fitness-geraete-ecke, die gerne frequentiert wird, auch von uns, zum dehnen. und die plaetze sind ideale zeltplaetze, meist bekommen wir aus den nachbar-pavillons noch haeppchen gereicht.

als sich abends ein junger bursch anschickt, eine muelltonne anzuzuenden, denken wir zuerst, was fuer ein rowdy! er ist aber ein staedtischer angestellter und zuendet alle muelltonnen im park an, so ist am naechsten morgen wieder platz. das ganze sehen wir kurz spaeter en gross, als wir an der muelldeponie vorbeikommen. ein grosser graben, ewig vor sich hin schwelend, da wird alles reingekippt. ist uns aber trotzdem fast lieber als die kuesten-variante: die muellautos dort haben ein wunderschoenes schwarzmeerpanorama auf die seiten geklebt. wir beobachten, wie eines an der hoechsten stelle zwischen zwei buchten rueckwaerts an die klippe faehrt (da steht eine stopp-mauer zum ranfahren) und den ganzen dreck zweihundert meter ins meer runter kippt. von da gehts an den strand in die tonne in das muellauto auf den berg... uns blutet das herz, das ist auch unser muell. vorschlag an herrn infrastruktur-ausbauer t.r.e.: weniger schnellstrassen, dafuer das eine oder andere muellheizkraftwerk?

 

 

03.07.2013 torul, türkei.  weil ab mittag unwetter angesagt waren, hatten wir den wecker auf halb fuenf gestellt. haetten wir uns sparen koennen, um drei kam eine horde jungs und hat angefangen, ein hauszelt aufzubauen. alustangen zusammenstecken, passen nicht, auseinander klopfen, beratschlagen, nochmal versuchen, heringe reintruemmern, da warn wir eh schon wach. als die raeder bepackt sind und wir aufsteigen, faengt der regen an. nein, es schuettet, alles was die schwarzmeerkueste die letzten drei monate zuwenig an regen hatte, kommt jetzt auf einmal runter. batz.

 

wir retten uns in ein kaffee und trinken zwei stunden lang tee. als es um acht nur noch regnet, brechen wir auf. rechtskurve von der kueste ab, und wir sind in einer anderen welt. ein enges, steiles tal, schroffe felswaende, steile kegel, die spitzen von wolken verhuellt. wie auf einer chinesischen miniatur. im lauf des tages (wir sind jetzt ueber tausend meter hoch, morgen knapp 2000) wirds dann immer karger, rote felsen, das tal manchmal fast ein canyon. der fluss ist (oder wird gerade) fast ueberall aufgestaut (wobei das eine oder andere haus dran glauben muss...)

viele pumpspeicherkraftwerke, in den stauseen fischzuchten. am schwarzen meer kommt von den fluessen aus der zentraltuerkei meist nur ein rinnsal an. mit dem irak gibts deshalb ebenfalls streit wegen eines gigantischen staudammprojektes, das den euphrat aufstauen soll und seit langen umstritten ist. und in der naehe von hier wird ebenfalls begonnen, doerfer, staedte und kulturdenkmaeler 'umzusiedeln', ebenfalls wegen eines mammutstaudammes. internationale standarts betreffend umwelt und sozialvertraeglichkeit werden dabei nicht beachtet, gegner mundtot gemacht.

wir sind wieder hin und weg vor lauter gastfreundschaft. kaufen gemuese fuers mittagsvesper und bekommen dann tee, brot und melone serviert, wobei die halbe verwandtschaft um uns rumsteht und gesellschaft leistet... als wir hier, in torul, unseren feierabendtee schluerfen, gesellt sich mustafa, ein memminger toruler zu uns. und der buergermeister (der mir im garten einen tanz beibringen will). und...

wir bekommen schliesslich ein nachtquartier im teehaus angeboten, mustafa fuehrt uns durch sein dorf, laedt uns zum essen ein, dann sitzen wir in der baeckerei seines bruders mit seiner frau und ihrem kind zusammen, schauen zu, wie die brote in den holzofen eingeschossen werden und plaudern. vor allem uebers baeckerhandwerk: es gibt wohl in der ganzen schwarzmeekuestenregion keine grossbaeckereien, sondern unzaehlige familienbetriebe, die in holz- oder nuss-schalen-beheizten oefen bis zu drei stunden lang verschiedene brotsorten backen. wir erfreuen uns taeglich dran!

so schoen mal wieder! vielen dank!

 

02.07.2013 tirebolu, türkei.

...aus zwei urlaubstagen wurden drei (wir muessen nicht vor montag in erzurum sein). zum abschied hat uns das schwarze meer nochmal gezeigt, was es alles kann. heut frueh haben wir uns noch schreiend in die wellen geworfen und durcheianderwirbeln lassen. inzwischen ist die bucht fuers baden gesperrt. der bademeister stund heut mittag bis zu seinem koerpereigenen schwimmring in der brandung und pfiff hektisch tollende teenies aus den wellen. jetzt sind das echt beeindruckende brecher, sich in riesigen walzen ueberschlagend und am ufer in meterhohen fontaenen aufspritzend. das tost, wenn wir im zelt liegen, (10 meter vom ufer und zum glueck auch ein paar meter oberhalb), haben wir manchmal das gefuehl, ein gueterzug rausche durch die apsis. den ganzen tag meer gekuckt, bei regen ins zelt verkrochen und (vor-)gelesen, ins dorf und çay getrunken, nebenan unsere opinel-messer von einem doener-messer-schleifer am handschleifstein schaerfen lassen. ein ausgesprochen nettes staedtchen, und ruhig, weil die kuestenstrasse hinter dem dorf durch einen tunnel rauscht.

 

die deutschen: letzte woche hat uns eine frau in den garten eingeladen, ein paar fruechte ernten als wegzehrung. lebt seit 30 jahren im ruhrgebiet, hat grad urlaub und sagt im breitesten pott: "jetzt ist das ja schoen ruhig hier, aber naechste woche, da kommen dann die ganzen deutschen, wenn die ferien anfangen". wir fragen nach, ob's hier denn viele touris gaebe, weil wir ausser ein paar radlern noch gar keine getroffen haben. (hier kommen kaum touristen her, gehen alle an die suedkueste). sie: "nein, ich meine doch uns, also die tuerken, die deutschen"  ...  und gestern abend, auf dem weg heim zur bucht, schlenzen so ein paar sehr laessige teenies hinter uns her. sirke schnappt auf (wiederum auf deutsch, ohne jeglichen tuerkischen akzent): "mensch alter, haste das gehoert? das sind echt deutsche vor uns, was machen die denn hier"? da sind wir fast ein bisschen neidisch, so eine zweite heimat an den gestaden des schwarzen meeres, das hat schon was...

 

01.07.2013 tirebolu, türkei.  abschied vom schwarzen meer. ab hier gehts ins tuerkische 'hinterland', nach anatolien, richtung iran. und weil's uns echt schwerfaellt, das meer zu verlassen, zwei !!! badetage. (ausserdem werden unsere iranvisa, die wir in erzerum abholen wollen, naechste woche immer noch nicht fertig. da luemmeln wir lieber hier rum und planschen). heut allerdings sturm und immer wieder nieselregen, da haben wir die bucht fast fuer uns allein.

haben hier gestern rob getroffen, der (in 10 monaten) von wales nach neuseeland radelt. es sind grad zumindest acht paare auf dieser strecke unterwegs, denen wir (und zum teil auch er) inzwischen irgendwo mal begegnet sind. rob ist zweiundfuenfzig, zieht mit seiner freundin nach neuseeland (sie fliegt) und radelt etwa doppelt so schnell wie wir... ist sehr nett, und wir kochen zusammen und tauschen radler-geschichten aus. wieder mal was neues gelernt: wenn es irgendwo viele streunende hunde gibt (die um futter betteln) einfach einen fuettern, und der bewacht dann das zelt vor allem, was sich naehert...

gestern war sonntag, sonnenschein, und wir konnten nochmal ausgiebig die tuerkische art des strandurlaubes geniessen. meistens verbringen ganze familien, vom saeugling bis zu den urgrosseltern, den tag gemeinsam am strand. mieten sich fuer ein paar lira ein zelt oder tische und stuehle, bringen grill und teekocher mit. ueberall kleine feuer, es wird zusammengesessen, gegessen und geplaudert. und stundenlang gemeinsam gebadet. schwimmen ist nicht angesagt, eher so im kreis rum stehen und planschen, wasserball spielen, wellen brechen. die badekleidung variiert vom ganzkoerperbadeanzug mit integrierter kopftuchhaube ueber jeans oder shorts und t-shirt bis zum bikini, oft traegt ein teil der familie ganzkoerperbadeanzug oder hose und hemd (im wasser!), die anderen bikini und badehose. auch bei freundinnen, die hand in hand spazierengehen, sehen wir das oft, dass die eine kopftuch und mantel traegt und die andere kleidchen und top. wurde uns immer wieder gesagt, das sei eine persoenliche entscheidung, spiele aber eigentlich gar keine rolle. zumindest an der schwarzmeerkueste scheint das sehr entspannt zu sein, mal sehen, wie's in anatolien aussieht...

der oestliche teil unserer schwarzmeer-strecke hat sich unglaublich von der etappe bis sinop unterschieden: kaum rausgeradelt aus der stadt, ist unsere liebgewonnene D-010 nicht mehr wiederzuerkennen:

eine vier- bis sechsspurige kuestenschnellstrasse wurde aus den felsen rausgebissen, tüneli gesprengt, viadüğü gespannt, riesige daemme aufgeschuettet. meist direkt am wasser, fast eben. das irritierende daran: keine autos unterwegs, wenn wir einmal in der minute ueberholt werden, ist das echt schon viel! wir kommen uns vor wie auf fotos von der oelkriese in den 70ern. (jaja, ich weiss, die welt hat eine permanente oelkriese). war uns natuerlich recht, aber nur fuer uns allein, so ein imposantes bauwerk, das haette doch nicht noetig getan...

aber es ist wohl so, dass grosse strassen auf magische weise grossen verkehr produzieren, einen tag spaeter fahren wir -auf dem standstreifen, fuer den wir wirklich dankbar sind- nur noch in dichtem verkehr. die landschaft ebenfalls voellig veraendert, die berge sind in den hintergrund gerueckt, die doerfer und staedte riesig. wenn mal wo kein haus steht, aecker und haselnussanbau, aber alles sehr dicht besiedelt.

so ist's auch nicht mehr ganz so leicht, romantische kleine buchten zu entdecken, wo wir unser zelt aufstellen koennen. immerhin, einmal bieten uns taucher ihr kleines umkleide-zelt und abends dann frisch harpunierten gegrillten fisch an, natuerlich mit çay und rakı.

sirke bekommt eine kleine katzenfreundin, die das zelt auch fuer sich beansprucht und sich ueber gesellschaft freut. als andere katzen ihr die fischreste abspenstig machen wollen, verwandelt sich das kleine ding in einen veritablen tiger.

und in samsun, das gefuehlte 100 km lang ist, kommen wir vor abend ainfach nicht mehr raus aus der stadt und geniessen auf einem kamping/karavan-platz urbane betonromantik. (wunderbar heisse duschen, geschlafen wie satte saeuglinge).

 

24.06.2013 sinop, türkei. ruhetag.   obwohl wir gestern kaum mehr kriechen konnten, sind wir uns einig: die bisher anstrengendste strecke war bei weitem auch die schoenste. wir zelten meistens direkt am strand, und spaetestens beim abendlichen bad im meer sind alle hoehenmeter und der klebende asphalt vergessen.

derzeitiges stimmungsbild: wenn wir uns dereinst mal am meer zur ruhe setzen sollten, dann irgendwo an der schwarzmeerkueste zwischen bartin und sinop.

haben uns gestern abend in unserer pension die uebertragung einer solidaritaetsdemo in koeln angesehen. sehr beeindruckend, denn hier -vor ort- ist von alledem fuer uns nichts zu merken. die leute spielen weiterhin karten und trinken çay, sitzen in den restaurants oder vor den haeusern, arbeiten oder gehen müssig, nur in den zeitungen oder den fernsehern sehen wir bilder von taksim. vereinzelt haben wir mit leuten darueber gesprochen (von: we are all taksim! bis: he is our president!). den meisten war unser radeln aber viel wichtiger...

von der gastfreundschaft und freundlichkeit sind wir immer noch hin und weg. wenn wir im dorf an einem cafe halt machen (und das tun wir oft), werden wir meistens mit handschlag begruesst: willkommen in unserem dorf! und meistens eingeladen zum tee, entweder von einem der gaeste oder vom wirt selbst.

in kalafat hat sich ein aelterer herr zu uns gesetzt. holzsaeger im ruhestand. er hat mich unglaublich an herrn ruoff erinnert, 'unseren' holzsaeger in dusslingen. wir haben uns mit englischbrocken und lexikon unterhalten, und nach einer weile meint er, es sei ihm eine ehre, uns beherbergen zu duerfen. trinken tee und spazieren zusammen an der strandpromenade, dann schlafen wir im gaestezimmer wie auf wolken. zum fruehstueck gibts kartoffeln, eier, salat, brot, selbstgemachtes joghurt mit eigener orangenmarmelade. so herzlich und fein, und wir sollen auf jeden fall wiederkommen naechstes jahr im urlaub. sind wir geruehrt!!!

die naechsten zwei tage durchradeln wir lauter kleine doerfer, in denen boote und schiffe gebaut werden, unter freiem himmel und in hinterhofwerkstaetten. vom ruderboot bis zur jacht. aus holz! planke fuer planke eingepasst und festgenagelt. zum schluss glasfasermatten und kunstharz drauf. unsere schreinerherzen schlagen hoeher.

ein bootsbaumeister laedt uns ein, seinen betrieb zu besichtigen: eine kleine tischkreissaege, zwei bandsaegen, abrichte. stichsaegen und handhobelmaschinen. augenmass. sechs leute. ein rennboot (geht nach amerika). eine zehnmeter-jacht (fuer istanbul). und noch sechs bis acht weitere motorboote zwischen drei und zehn meter. wunderschoene formen, feinste verarbeitung. die decks aus mahagoni-parkett, mit schwarzen fugen wie bei einer venezianischen faehre. sie brauchen etwa ein halbes jahr, bis so eine jacht fertig ist. der juengste kocht çay, und beim erzaehlen sind sie echt stolz auf ihr werk. wir nehmen helm und hut ab und sind begeistert.

vorgestern hat uns am strassenrand eine familie angesprochen. ob wir nicht vorigen samstag einer hochzeits-autokolonne zugeklingelt haetten mit unseren tollen klingeln (die uns gottfried und siggi fuer die reise so schoen bunt beklebt haben). in einer haarnadelkurve in ...? hatten wir gemacht, und sie waren in der kolonne mitgefahren. jetzt, eine woche spaeter, freuen wir uns ueber eine gemuetliche tee- und kekspause und tauschen e-mail-adressen. der bruder des papas lebt bei stuttgart, vielleicht treffen wir uns ja mal. zum abschied bekommt sirke ein leichtes tuch geschenkt, und das hatte ihr tatsaechlich noch gefehlt in ihrer satteltaschengarderobe. hier in sinop tragen weniger als die haelfte der frauen kopftuch, es wird auch eifrig bier getrunken und rakı in kaffees und restaurants. aber wir naehern uns ja -ganz langsam- der erzkonservativen osttuerkei und dem iran. deshalb also hier erste versuche mit dem kopftuch. die haare schauen noch ein bisschen keck hervor, und die maedels von der pension mussten erstmal kichern. aber das wird...

 

17.06.2013 türkali, türkei.    das ist ein sehr komisches gefuehl. waehrend in der tuerkei in allen grossen stadten die polizei mit aeusserster brutalitaet und angeordneter ruecksichtsichtslosigkeıt die proteste unterdrueckt, hunderte von menschen schwer verletzt und aerzte am helfen gehindert werden und sogar der einsatz von militaer angedroht wird, radeln wir am schwarzen meer entlang und geniessen eine bilderbuchlandschaft, wie sie schoener nicht sein koennte. bei der letzten grossdemo am sonntag war der platz und auch das protest-camp im park voll von familien mit kindern, jugendlichen und auch sehr vielen alten menschen. die stimmung war phantastisch. sehr entschlossen und selbstbewusst.

ich konnte mir zu diesem zeitpunkt nicht vorstellen, dass sich erdogan trauen wuerde, da reinzuhauen, hatte eher angst vor den gegendemos der AKP-anhaenger dieses wochenende. so hatten wir istanbul auch mit einem eher zuversichtlichen gefuehl verlassen. es schien nicht nur uns so, als ob zwar am montag frueh der taksim-platz geraeumt, aber der gezi-park in ruhe gelassen wuerde...

 

istanbul haben wir mit dem schiff verlassen, nochmal zig kilometer stadtautobahnen wollten wir uns nicht antun, wenns auch anders geht. mit der faehre uebers marmarameer nach jalova, und dann gleich steil rauf zum iznik-see. und was sehn wir, als wir die erste hoehe erklommen haben? schneeberge, das uludağ-skigebiet, vertraut auch deshalb, weil das tuerkische fanta so heisst. wie wir da so am see zelten und wehmuetig denken, dass es das jetzt erstmal war mit wasser und meer, ueberfaellt uns eine wehmut, und wir werfen unsere routen-plaene ueber bord und wenden uns nach norden. doch die schwarzmeerkueste entlang, oder zumindest deren westlichen teil.

wir durchfahren eine so fruchtbare landschaft, kilometerweit olivenhaine (waelder sind das ja keine, aber pflanzungen klingt zu profan), und wenn das zu langweilig wird, kommen feigen, pfirsiche und kirschen. obst kaufen geht aber nicht, weil wir immer alles geschenkt bekommen an den kleinen staenden am strassenrand. das schwarze meer erreichen wir wieder in karasu. essen mais und trinken çay und fragen vorsichtig, ob es denn irgendwo einen zeltplatz gaebe oder eine dusche am strand? da bekommen wir einen schluessel in die hand gedrueckt. da steht zwei strassen weiter gerade eine wohnung leer. und weils dort wohl einen wasserschaden gab, wird ein flaschner geholt, der schliesst das wasser wieder an, damit wir duschen koennen. den schluessel sollen wir morgens im kaffee abgeben. das steigert sich dann aber: am naechsten abend kommen wir echt kaputt in eregli an, mit dem festen vorsatz, einen ruhetag in einer kleinen pension mit blick auf im hafen duempelnden fischerbooten zu machen. eregli empfaengt uns mit werften, rauchenden schloten und schwerindustrie. nix mit romantik oder ruhe.

als sirke sich nach campingmoeglichkeiten am strand hinter der stadt durchfragt, werden wir von einer familie unter die fittiche genommen. wir sollen dem roten volvo hinterherfahren, koennen in ihrem garten zelten. es geht dann noch fast zehn kilometer steil den berg hoch, obwohl wir eigentlich keinen meter mehr konnten... werden herzlichst empfangen, koenne duschen und sitzen dann gemeinsam im garten zum ausfuehrlichen abendessen und plaudern (sirkes tuerkisch wird immer besser, die tochter spricht englisch, der papa ein paar woerter deutsch). am naechsten morgen fahren wir gemeinsam runter in die stadt. nach einem sehr leckeren fruehstueck (das in der tuerkei aus weissbrot, weissem kaese, schwarzen oliven, erdbeermarmelade und tomaten/gurken/zwiebel-salat besteht) werden sirke im salon der mama die haare geschnitten. dann bekommen wir noch liebevoll abschiedsgeschenke ueberreicht und fahren hochgeruehrt weiter. vielen lieben dank!!!

die schwarzmeerkueste ist wunderschoen, und sie besteht aus bergen. ein viertel der strecke schieben wir die raeder (weil an fahren selbst im kleinsten gang nicht zu denken ist. in den kurven rutschen manchmal meine schuhe weg. ich gebs zu, ich trag immer nur meine birkis...). ein viertel fahren wir im kleinsten gang (aber immerhin, wir fahren) und zwei viertel betreiben wir handmuskeltraining und bringen unsere bremsen zur weissglut. das gilt fuer die kleinen, zum teil fast einspurigen strassen, die lauter kleine doerfer bucht fuer bucht verbinden. die vierspurigen ueberlandstrassen, die auch hier ueberall ausgebaut werden, sind durch die huegel gesprengt und gebaggert und dementsprechend flacher.

wir halten uns eher an die kleinen strassen, und jeder meter ist die muehe wert. ueber dem meer blauer himmel, drei kilometer weiter gewitterwolken und donnern, weils gleich so hoch geht. ueppigst gruene waelder, vorgestern von morgens bis abends haselnuss-plantagen bis zum horizont. von hier kommen die also alle...

ich fuerchte mich zu wiederholen: als wir abends muede und hungrig... diesmal ist es eine sehr nette aeltere dame, die mit ihrem mann dreissig jahre lang in duisburg gelebt hat. er war bergmann, sie koechin. dank euch vielmals!

sie laedt uns herzlich ein, wir sollen schnell duschen, dann gehn wir lecker essen und auf eine hochzeit. es ist unglaublich voll und laut, das brautpaar schon sichtlich mitgenommen von den strapazen, der brautvater hat gerade einen asthmaanfall vom feuerwerk auf der siebenstoeckigen hochzeitstorte. nebenan ist hochzeitsvorabend, ebenfalls eine nachbarin aus dem dorf. ein sehr junges und suesses brautpaar, gerade findet die henna-hand-zeremonie statt:

am naechsten morgen ein wolkenbruch, der die strassen in baeche verwandelt. das gibt uns musse fuer ein ausfuehrliches erzaehl-fruehstueck. unter den bergen hier liegt kohle. und weil es eine bergbau-region ist, war wohl ein viertel der bevoelkerung schon in deutschland zum arbeiten, im ruhrgebiet. fuenf jahre, dreissig jahre, saisonweise. bei jedem tee-trinken bekommen wir solche migrationsgeschichten erzaehlt. und so naehern wir uns -tee um tee- (zu denen wir so gut wie immer eingeladen werden) unserem ruhetag in türkali. wir duerfen unser zelt neben einem strand-kaffee aufschlagen, eine sehr laendliche szenerie.

der sehr charmante und schuechterne sohn der familie begleitet mich zum kuaför, ich bekomme hier eine tolle rasur und einen neuen haarschnitt verpasst. die noch schuechterne tochter bummelt derweil mit sirke durchs dorf. die ueberhaupt gar nicht schuechterne cousine hingegen geht mit uns baden. aber vor allem sitzen wir am meer. wie eigentlich alle hier.

 

 

 

 

 

 

11.06.2013 istanbul, türkei.  waehrend wir gerade unsere fahrraeder bepacken, um gen osten weiterzuradeln, bekommen wir mit, dass die polizei heut frueh um sieben den taksim-platz angegriffen und geraeumt hat. der park ist weiterhin besetzt. unsere solidaritaet dem protest und den mutigen, die im park ausharren!!!

 

08.06.2013 istanbul, türkei. der protest wird jeden tag ein bisschen bunter und vielfaeltiger. die staubmasken sind laengst out, wer's wirklich braucht, hat inzwischen eine richtige atemschutzmaske. seit gestern richtig in: die bunten pergament-ballone mit dem esbit-wuerfel, die in deutschland inzwischen verboten sınd, weil sie ja was anbrennen koennten. der himmel ueber dem taksim-platz hat jetzt immer sterne... der begriff CAPULCU (plünderer), den erdogan benutzt hatte, um die protestierenden zu diffamieren, wurde inzwischen gekapert, ueberall toent es ironisch: wir alle sind pluenderer!!!

das alles und meine berichte von der guten stimmung hier sollte aber nicht darueber hinwegtaeuschen, dass die lage in der tuerkei bitterernst und kritisch ist. ich hab ueber strassenschlachten und polizeigewalt so wenig berichtet, weil unsere medien davon eh voll sind. erdogans knueppelharte politik wird immerhin seit beginn der proteste ebenfalls thematisiert. besetzung wichtiger aemter in polizei und militaer durch partei-genossen (traditionell sieht sich das tuerkische militaer als waechter der kemalistischen, modernen tuerkei), staatsauftraege nur noch an parteinahe unternehmen, modernisierung (mit der abrissbirne) und privatisierung ohne ruecksicht auf verluste, gesetzesaenderungen zum erhalt und ausbau seiner macht und die 'islamisierung' des landes. dass die meisten zeitungen und alle grossen fernsehsender erdogan-treu sind, zeigt sich an der aktuellen berichterstattung. am samstag, als die proteste so richtig losgingen und es zu den groessten auseinandersetzungen kam, zeigte das erste fernsehen eine dokumentation ueber pinguine. seither sind sie ein bisschen die maskottchen der proteste geworden.

erdogan ist ja gestern nacht wieder von seinem nordafrika-staatsbesuch in die tuerkei zurueckgekommen und hat tausende seiner anhaenger zum jubeln an den lughafen mobilisieren lassen. in seiner rede forderte er die 'vandalen und terroristen' auf, die proteste sofort zu beenden und sich zurueckzuziehen. in einer pressekonferenz hatte er bereits mit dem 'volkszorn' seiner anhaengerschaft gedroht. sprech-choere am flughafen: 'lasst uns den taksim-platz zermalmen'...

 

07.06.2013 istanbul, türkei. ein paar kurze saetze zum taksim-park, dem laut pochenden 'herzen' des widerstandes. der park selbst ist ja nicht riesig, aber eben der letzte in der innenstadt von beyoğlu und ein symbol fuer erdogans politik mit der brechstange. dieser park also hat sich in ein riesiges und wunderschoenes protescamp verwandelt, in dem sich bei tag und nacht zigtausende aufhalten. die stimmung ist unglaublich gut. es wird getanzt und gesungen, sprechchoere toenen aus allen ecken und - was ich am anfang vermisst hatte: es wimmelt inzwischen von den fahnen der an den protesten beteiligten politischen gruppierungen und deren flugblaetter, redebeitraege, speakers corner, podien, video-leinwaende mit nachrichten und informationen, fotostrecken, zettelwaende...

staendig kommen neue demos an mit neuen fahnen, kappen, parolen. darueber hinaus - und das widerum kenn ich nicht aus meiner proteste-erfahrung - alle paar meter essens-, tee- und bierstaende, grillbuden, verkauf von klamotten und allem denkbaren schnickschnack, das ganze eine wilde mischung aus stadtfest, markt und camp. eine 'peoples kitchen' hab ich leider bisher noch nicht gefunden, sonst haett ich mich da mal wieder einklinken koennen und gemuese schnippeln ...

...und weil wir gern immer wieder mal am taksim-platz vorbeischauen, daneben ja auch noch den kampf mit der visa-buerokratie absurdistans fuehren muessen und ein bisschen an unseren raedern rumschrauben (neue maentel, oelwechsel an der nabenschaltung, schrauben und speichen nachziehen...), bleibt gar nicht soooo viel zeit fuer sightseeing. wir klinken uns immer wieder bei der reisegruppe meiner eltern ein, der reisefuehrer ist istanbuler und kennt sich wahnsinnig gut aus. so haben wir neben der gemeinsamen zeit und moscheen auch viel hintergrundinformationen mitbekommen. danke!

sind uns jetzt schon einig, dass wir hier gerne mal fuer eine weile leben wollen. wir  haben unseren lieblings-teestand am ufer. mobiler holzbefeuerter teeofen, kleine plastikhockerle, daneben fangfrische fische vom grill. und mein lieblings-viertel: nicht die gewuerz- und trockenfruechte-gassen, obwohl ich da vor geruechen kaum an mich halten kann. auch nicht die stoff-strassen, wo einem vor farbenfuelle die augen uebergehen. mein handwerkerherz pocht vor freude (nach so viel fuss-werk) im baumarkt-viertel. kein hornbach, toom und globus, sondern ein gewirr von gassen, lauter mini-laeden in teilweise abbruchreifen haeusern. mit riesiger produktauswahl und geballtem sachverstand. ein laden nur mit kugellagern (ob fuer naehmaschinen oder gabelstapler), daneben einer nur mit schleifpapier, mit oesen, schrauben, beschlaegen, werkzeugstielen, ankerketten, akkuschraubern, was immer wer sucht, in allen qualitaeten und groessen ist alles da. geht nicht gibts HIER nicht! und herr kugel lager in seinem zehn-quadratmeter-laden weiss sicher alles, was man nur ueber kugellager wissen kann. durch zufall stolpern wir durch ein schiefes tor in einen han. (das waren karawanenstationen an der seidenstrasse, zum parken der tiere und lagern der ware). bei diesem hier wurden sicherlich keine baulichen veraenderungen vorgenommen, seit er gewuerze aus indien oder seidenballen aus china beherbergte. in jedem der ehemaligen lagerraeume ein klitzikleiner handwerksbetrieb, die meisten von ihnen metaller. gott, wuerd ich gern hier arbeiten...

 

 

04.06.2013 taksim-platz, istanbul, türkei.

alle welt spricht grad ueber istanbul, da sollt ich mich vielleicht auch mal wieder melden. "unser korrespondent vor ort" quasi. geht aber nicht so einfach, erstens kann ich kein tuerkisch, zweitens ist alles viel zu gross, komplex, unuebersichtlich, als dass ich was ueber "die lage in istanbul" sagen koennte. deshalb nur -wie immer- ein paar persoenliche eindruecke: als wir hier angekommen sind, haben wir erstmal gar nicht mitbekommen, dass da was im gange ist. beim ersten schlendern uebern taksimplatz (wir wohnen in der naehe) dann einige hundert menschen in einer sitzblockade, sehr viel riot-polizei drumherum. nachgefragt, gegoogelt, da war das protest-camp im park bereits brutal geraeumt worden. auf der strasse war aber fuer uns noch wenig von massenprotesten zu sehen, die haupt-fussgaengerzone, die von der galata-bruecke zum taksim-platz fuehrt, eine reine shopping-meile. nachts dann wieder kaempfe, von denen wir nichts mitbekommen, morgens ueberall rund um den taksim-platz strassenblockaden, ausgebrannte fahrzeuge, auch etliche zertruemerte laeden. im lauf des naechsten tages dann geschaetzt eine million leute auf den strassen, die komplette fussgaengerzone und der taksim-platz eine einzige fahnenwogende menschenmenge.

ueberall spontan-demos, menschenauflaeufe, sprechchoere, rufen und singen, von hupkonzerten und victory-fingern aus allen richtungen unterstuetzt. an jeder strassenecke pfiffige strassenverkaeufer, diese fuechse, die demo-sets verkaufen: atemschutz, schutzbrille, optional bauhelm. alle baumaerkte leergekauft, schaetz ich...

atemschutz immer und ueberall gut sichtbar zu tragen, vor allem auch im cafe weitab des getuemmels, ist flaggezeigen und modisches accessoire zugleich. bei tage in der stadt eigentlıch keine polizei mehr zu sehen, die hundertschaften, raeumpanzer und wasserwerfer stehen ın den nebenstrassen. der protest wird hauptsaechlich von jungen menschen getragen, viele von ihnen sehen aus, als waere es ihr erste demo. aber nicht nur, alle altersgruppen sind vertreten, und alle altersgruppen tragen tuerkei- und atatuerk-flaggen. ueberwaeltigende solidaritaet, alle jubeln sich gegenseitig zu, hupen, singen. es wirkt so, als waere ganz istanbul sich einig, das erdogan und die AKP weg muessen, keine wand, kein laden-rolladen ohne politische spruehereien. die hauptmeile und der taksim-platz entwickeln sich dann im lauf von zwei tagen immer mehr zu einer polit-event-party-meile, mit viel auf der strasse getrunkenem bier (eigentlich sogar in istanbul ein tabu) und sich-in-victory-pose-fotografieren.

da keine muellabfuhr mehr funktioniert, siehts bald ziemlich wild aus. nach zwei tagen wird aber fıx wieder aufgeraeumt, eingeglast, der shopping-alltag mischt sich unter den protest. trotzdem ueberall menschengruppen, demozuege, fahnen, parolen, strassenblockaden. bei nacht hingegen ist die lage (zunehmend?) krass. die polizei geht mit sehr viel traenengas (wohl auch aus hubschraubern raus gefeuert), wasserwerfern und gummigeschossen gegen die protestierenden vor, viele verletzte. gestern nacht wurde wohl eine moschee hier in der naehe als not-lazarett geoeffnet.

und wir? stehen nachts nicht auf den barrikaden, ich gebs zu. trotzdem sınd wir automatisch immer wieder mitten drin im geschehen. von A nach B zu gehen heisst oft in einer menschenmenge zu gehen, die sich in einen demozug verwandelt, der sich dann wieder verlaeuft. selbst die faehren werden manchmal zu spontandemos. meine eltern sind vorgestern mit einer reisegruppe nach istanbul gekommen. ihr hotel waere direkt am taksim-platz gewesen, da wurden sie umgebucht. wir besuchen sie dort, bringen begruessungs-baklava mit und futtern im gegenzug selbstgebackenes schwarzbrot. mmhhh. als wir spaeter abends aufbrechen, wird das hotel von traenengas umwabert. der hotel-portier im livree eilt uns hinterher, bringt uns wasserflaschen und zitronen (gegen das traenengas) und entlaesst uns mit dem victory-zeichen und einem "for the freedom" ins getuemmel. und schon sind wir mittendrin, heisst es barrikaden ueberklettern und traenen und husten, um ueberhaupt noch heimzukommen. wir sind sehr beeindruckt von der positiven stimmung und der solidaritaet hier. sind gespannt wie das alles weitergeht.

 

29.05.2013 istanbul, türkei.

 

so, einfahrt geschafft, wir auch, das erste etappenziel unserer reise ist erreicht. wir bleiben erstmal zwei wochen hier, erholen uns, geniessen die stadt, laben uns an den strassenfluchten (die bei weitem nicht immer so laendlich sind)...

wie konnte sich eine stadt mit geschaetzten 17 millionen einwohnern an einer derart huegeligen und steilen ecke der welt entwickeln, ich kanns kaum glauben.

trınken vıel cay und futtern pfundweise baklava (also vor allem ich).

 ...und waehrend ich diese bilder hochlade, hoere ich, wie hundert meter weiter am taksim-platz schwer bewaffnete polizei mit traenengas und wasserwerfern gegen sitzblockierende parkschuetzer vorgeht, die das faellen eines stadtparkes verhindern wollen. stattdessen soll dort eine shopping-mall im alt-osmanischen stil gebaut werden. die proteste dauern seit vier tagen an, ein protest-camp im park wurde bereits brutal geraeumt, zahlreiche protestierende schwer verletzt. die proteste gehen ueber den schutz des parkes hinaus und richten sich auch generell gegen dıe AKP und erdogans restriktive politik. der ıstanbuler AKP-abgeordnete ünal twitterte heute: “Obviously there are some people in need of gas”. da sind wir so weit geradelt, und dann treffen wir auf stuttgarter verhaeltnisse.

 

28.05.2013 gümüşpınar, tuerkei. nix mit ebene, geht schon wieder waldig und bergig rauf und runter. immer. schnurgerade. wir sind auf der D-020 unterwegs, die offensichtlich eine neue schnellstrasse werden soll, von edirne nach istanbul. manchmal ist sie noch eine kleine landstrasse, mit grobem schotter(hoppelt) in teer (schmilzt ab mittags und klebt dann), ein kilometer spaeter dann wieder sechsspurig.

ein steinbruch am anderen, die wie einen bandwurm einen kies-laster am anderen ausscheiden, die machen etwa 90% des gesamten verkehrsaufkommens aus. sie fahren mit ihren 4000 tonnen gefuehlte donnernde 120km/h, aber sie hupen und winken uns und halten abstand. am strassenrand immer wieder zusammengenagelte bretterbuden, wo es essen und tee gibt. truckstopps. wir machen halt rad-stopp. sie freuen sich ueber uns und unsere raeder und die leuchtwesten. wie grosse menschen, die einen kleinen, besonders bunten kaefer bestaunen, muss ich denken. 

die durchradelten doerfer und staedtchen machen architektonisch nicht viel her, die haeuser von aussen betrachtet eher zweckbauten, die moscheen immerhin mit ihren schoenen blechverkleideten kuppeln und den spitzen minaretten, oft verziert, sehr malerisch. halt, es gibt viele aussen komplett geflieste haeuser, und weil ich aussen-fliesen-fan bin, nehm ich diagonal verlegte bunte phantasiemuster und bordueren gerne in kauf, das gefaellt mir gut. die mischung aus "quirligem" verkehr und durcheinander und die ruhe der beim tee sitzenden machen den reiz und das wohlgefuehl der doerfer aus, stellen wir fest.

da die einfahrt in eine gross-stadt anstrengend ist und istanbul sehr gross-stadt und die einfahrt sehr anstrengend, noch ein kleiner ausflug ins tierreich zur ablenkung: es geht nicht um stechmuecken, die lassen uns zur zeit in ruhe. aber deren verwandte, etwas kleiner als stubenfliegen, vettern und cousinen vielleicht. sie stechen nicht, sie beissen nicht, in der ebene lassen sie uns in ruhe. sind zu langsam. aber sobald es bergauf geht (also etwa alle viertelstunde), tauchen sie auf, meist zweiisam (was sie sympathisch macht), und sirmeln voellig irrsinnig direkt vor dem gesicht hin und her. sitzen hin und wieder auf die brillenglaeser und taumeln wieder weg. was wollen die??? sich vom schweisse unseres angesichtes naehren? dann muessten sie landen. haben sie diffuses fernweh? nehmt uns mıt ın dıe fremde ohee? dann muessten sie sich mehr beeilen. leben sie von angespannten nerven? sie machen uns wahnsinnig!!! sirke haelt sie ein ums andere mal fuer die duemmsten viecher der welt. trotz halbem biologie-studium: ich tendiere mehr und mehr dazu, ihr darin beizupflichten. 

 

27.05.2013 erenler, tuerkei. beim hochradeln zur grenze hab ich herzklopfen. wegen der berge, huegel sind das inzwischen keine mehr. und soooo einen klos im hals. EU-aussengrenze, da hab ich wahrend der letzten jahre viel drueber gelesen, schulklassen davon erzaehlt, das hat mich ganz schoen beschaeftigt. ein kleines stueck weiter, an der grenze zwischen der tuerkei und griechenland, herrschen science-fiction-zustaende: entlang des evros ein neuer, 30 meter breiter graben (wie ein panzergraben) zur fluechtlingsabwehr, geplant sind 120 km davon, high-tech-sensoren, eine schnelle eingreiftruppe, drohnen und autonome landroboter. suedlich davon dann das mittelmeer, europas massengrab fuer fluechtlinge. wir haben bei der verfahrensberatung im asylkaffee und in der abschiebungshaft immer wieder leute kennengelernt, die hier angehoerige, freunde, gefaehrten verloren hatten. und nun fahren wir ueber diese grenze, bisher bin ich nur ein paarmal darueber geflogen, da merkt man nix davon. der grenzuebergang von malko tarnovo entpuppt sich dann aber als so klein und fast handgestrickt, dass meine beklommenheit bald weicht.

von der tuerkei sehen wir dann erst mal nur waelder. eine vierspurige, komplett neue strasse mit zwei metern randstreifen und nochmals zwei metern regenrinne, eine veritable autobahn, und alle zehn minuten ein auto. hoechstens. wir schlaengeln gemuetlich in richtung einer ebene, die waelder lichten sich, felsen treten zutage, steppenheide, dann erste felder, aecker, brachland, dazwischen hecken und waeldchen, dem auge wird nie langweilig, hinter jeder kurve eine neue perspektive. tee-pause im ersten staedtchen neben einer kleinen moschee, wie auf bestellung faengt der muezzin blechern an zu quaken (es ist eine sehr kleine moschee mit sehr kleinen lautsprechern),  damit sich ein tuerkei-gefuehl einstellen moege. seltsamerweise fuehle ich mich gar nicht so fremd (ich war noch nie in der tuerkei), manchmal fast schon wie in berlin, wedding oder kreuzberg. die ganzen kleinen laedchen, vielen teehaeuser, irgendwie vertraut alles, komisch.

andererseits die geschlechtertrennung: trotzdem wir ja im allerwestlichsten teil der tuerkei sind, keine frau im teehaus. obwohl wir nicht scheel angeschaut werden, fuehlt sich das verunsichernd an, fuer sirke natuerlich noch viel mehr. werden auch immer wieder von aelteren maennern zum tee eingeladen, zehn jahre fensterbau in duesseldorf, acht jahre bau in wien, dann faengt das erzaehlen an. wir naechtigen in einem dorf hinter dem mausoleum eines uns unbekannten heiligen, der da in einem sarkopharg ruht. dahinter der dorf-fussball-picknich-gemeinschafts-platz, die buben brechen das training ab und helfen uns beim zelt aufbauen, kochen, kekse essen, tuerkisch lernen, erst als sie dann mit uns rauchen und bier trinken wollen, schicken wir sie heim zu mama.